Start abgebrochen: Heute früh sollte die neue Trägerrakete „New Glenn“ der US-Firma Blue Origin ihren Jungfernflug absolvieren, doch nach mehrfachem Zurücksetzen des Countdowns wurde der Start wegen eines technischen Problems abgebrochen. Die neue, 98 Meter hohe Schwerlast-Trägerrakete „New Glenn“ soll künftig 45 Tonnen Nutzlast in die Erdumlaufbahn bringen und damit vor allem SpaceX Konkurrenz machen.
Es wird enger im umkämpften Markt der Schwerlast-Transporte in die Erdumlaufbahn: Nach SpaceX und der europäischen Raumfahrtagentur ESA haben nun auch Amazon-Gründer Jeff Bezos und seine Firma Blue Origin eine neue Schwerlast-Trägerrakete entwickelt. Bisher hat Blue Origin vor allem suborbitale Flüge für Weltraumtouristen durchgeführt. Die neue Trägerrakete „New Glenn“ soll der Firma nun erstmals auch Transporte von Satelliten und anderen Nutzlasten in den Erdorbit erlauben.
45 Tonnen Nutzlast und in Teilen wiederverwendbar
Die zweistufige Rakete „New Glenn“ ist 98 Meter hoch und in Teilen wiederverwendbar: Die erste Brennstufe soll kontrolliert zur Erde zurückkehren und auf einer speziellen Plattform landen. Sie ist dafür ausgelegt, bis zu 25-mal wiederverwendet zu werden. In ihrer zweistufigen Konfiguration kann New Glenn rund 45 Tonnen Nutzlast in den niedrigen Erdorbit transportieren, ergänzt um eine dritte Stufe sollen auch Flüge zum Mond möglich sein. Mit sieben Meter Durchmesser kann die Rakete zudem auch voluminösere Lasten in den Orbit bringen.
Damit steht die Blue-Origin-Trägerrakete in direkter Konkurrenz zur Falcon Heavy von SpaceX. Diese ist allerdings rund 20 Meter länger und mit 64 Tonnen Nutzlast noch leistungsstärker. Die europäische Trägerrakete Ariane 6 liegt mit rund 22 Tonnen Nutzlast etwa im Bereich der Falcon 9 von SpaceX. Angetrieben wird New Glenn von neun Triebwerken, die mit flüssigem Methan und Sauerstoff gespeist werden – sieben für die erste Brennstufe, zwei in der Raketenoberstufe. Der Name der Trägerrakete ehrt John Glenn, den ersten US-Astronauten, der die Erde umrundete.
Erst Verzögerungen, dann Abbruch des Starts
Heute früh sollte es endlich soweit sein: Der Start der Rakete „New Glenn“ war gegen 06:00 Uhr unserer Zeit von der von der Startrampe LC-36 der Cape Canaveral Air Force Station geplant. Der Countdown lief auch mehrere Male bis rund zehn Minuten vor Zündung der Triebwerke, wurde dann aber immer wieder auf 30 Minuten zurückgesetzt. Gegen 09:15 Uhr war dann klar, dass kein Start mehr innerhalb des heute nur dreistündigen Zeitfensters möglich sein würde und der Start wurde abgebrochen.
Nach Angaben von Blue Origin liegt das Problem in einem „Subsystem“ der Rakete. Trotz mehrerer Versuche gelang es offenbar nicht, dieses nicht näher beschriebene Problem innerhalb des Startfensters zu beheben. Man prüfe nun die Möglichkeiten für einen nächsten Startversuch, so Blue Origin auf X.
So sollte der Jungfernflug ablaufen
Geplant war für den rund sechsstündigen Jungfernflug der Blue-Origin-Trägerrakete ein zweiteiliger Ablauf: Wenige Minuten nach dem Start der New Glenn erfolgt die Abtrennung der ersten Brennstufe und die beiden Triebwerke der Raketenoberstufe zünden. Sie sollen Rakete samt Testnutzlast bis in den mittleren Erdorbit in rund 19.000 Kilometer Höhe bringen. „Unser Hauptziel ist es, sicher den Orbit zu erreichen. Alles darüber hinaus ist Zuckerguss auf dem Kuchen“, schrieb Blue Origin noch am 10. Januar 2025 auf X.
Der zweite Teil des Jungfernfluges sieht vor, dass die ausgebrannte erste Brennstufe währenddessen ein autonomes Manöver durchführt, dass sie in einem Bogen mit dem Hinterende voraus zurück zur Erde führen soll. Die Landung erfolgt dann auf einer schwimmenden Plattform, die einige Kilometer vor der Küste von Florida liegt. Man sei sich dessen bewusst, dass der Landeversuch des Boosters schon beim ersten Flug sehr ambitioniert sei. „Aber wir riskieren es“, so Blue Origin. „Egal, was passiert, wir werden daraus lernen, uns verbessern und das Wissen für unseren nächsten Start nutzen.“
Test einer neuen Nutzlastplattform
Beim Jungfernflug von New Glenn ist außerdem eine Testnutzlast eingeplant, der sogenannte Blue Ring Pathfinder. Dabei handelt es sich um den Prototyp einer Nutzlastplattform mit integriertem Kommunikationssystem, Computern und Energiesystemen. Sie soll künftig die Ausbringung von Satelliten und anderen Nutzlasten erleichtern und neue Technologien für Telemetrie und Tracking testen.
„Blue Ring spielt eine entscheidende Rolle für den Zugang ins All und diese Mission ist ein wichtiger erster Schritt, um Blue Ring zu testen und künftig dynamische und flexible Operationen zu ermöglichen“, sagt Paul Ebertz von Blue Origin.
Quelle: Blue Origin